Gesamtstandort Morgenstern
Am Standort Morgenstern im Salzgitterschen Höhenzug wurde bis Anfang der 1960er Jahre Eisenerzbergbau zunächst im Tagebau, später auch Untertage betrieben. In den Jahren von 1963 bis 1969 hat der Betrieb Florentz am Standort Chemikalienabfälle angenommen, aufbereitet und illegal abgelagert bzw. verkippt.
1970/1971 hat das im Tagebau der Eisenerzgrube befindliche Fasslager gebrannt und konnte erst nach mehreren Wochen durch Überdeckung mit Bodenmaterial endgültig gelöscht werden. Im Anschluss wurden Reste der Chemikalienfässer entsorgt. Ab 1971 wurde der Standort auf seine Eignung für eine geordnete Hausmülldeponie untersucht. Diese wurde 1976 zunächst zur Verfüllung der Tagebaugrube genehmigt. Mitte der 1980er Jahre wurde die Erweiterung der Hausmülldeponie geplant und genehmigt. Die Erweiterung war mit einer Erhöhung und einer Ausdehnung in südwestliche Richtung in den Bereich der ehemaligen Abraumhalden verbunden. Ebenfalls in den 1980er Jahren wurde eine nordöstlich an die Hausmülldeponie angrenzende Boden- und Bauschuttdeponie (BSD) in Betrieb genommen. Dadurch wurde der Großteil des sogenannten Bruchfeldes – des durch den untertägigen Abbau verursachten Bergsturzbereiches -verfüllt.
Der Gesamtstandort Morgenstern setzt sich zusammen aus der ehemaligen Hausmüll- und Bauschuttdeponie Morgenstern (zuständig Kreiswirtschaftsbetriebe Goslar) und der Altlast Florentz (zuständig Landkreis Goslar).
Die Hausmülldeponie wurde bis 1993 betrieben und 1995 mit einer ca. 2 Meter mächtigen mineralischen Oberflächenabdeckung abgedeckt und anschließend begrünt. Die Hausmülldeponie hat eine Fläche von 62.000 m² und die BSD eine Fläche von 51.000 m2.
Blick in östliche Richtung auf den Deponiekörper
Der ehemalige Landrat Stephan Manke hat angesichts der Entwicklung rund um den Gesamtstandort Morgenstern im Jahr 2010 entschieden, eine Projektgruppe zu bilden. Die Projektgruppe setzt sich aus Fachleuten des Fachdienstes Umwelt, des Fachdienstes Gesundheit, der Kreiswirtschaftsbetriebe Goslar zusammen und soll auf der Grundlage eines Projektauftrages den gesamten Sachverhalt aufarbeiten und zukunftsfähige Lösungen entwickeln. Seit Juli 2011 ist in der Projektgruppe zusätzlich das Land Niedersachsen mit Fachleuten aus dem Gewerbeaufsichtsamt Hildesheim sowie dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geowissenschaften vertreten.
Blick auf die ehemalige Schachthalle
Hausmüll-und Bauschuttdeponie Morgenstern und Altlast Florentz
Monitoring
Seit 2014 findet ein intensives Monitoring-Programm zur Untersuchung des Grundwassers und des Oberflächenwassers im Bereich des Standortes Morgenstern sowie des Sickerwassers der Deponie Morgenstern statt.
Bei diesem Monitoring handelt es sich um eine Überwachung der Grundwässer, Oberflächenwässer und Sickerwässer hinsichtlich evtl. auftretender Schadstoffbelastungen. Zudem wird ermittelt, in welche Richtung sich das Grundwasser bewegt. Dies ist elementar, um die Transportwege der Schadstoffe überwachen zu können.
Die aktuelle Monitoring-Bericht ist unter Dokumente einsehbar.
Deponie Morgenstern:
Sickerwasserzentralschacht und Sickerwasserdrainagen im Bauabschnitt II
Der Sickerwasserzentralschacht und die Drainageleitungen auf der Deponie Morgenstern wurden 2014 erkundet und anschließend saniert. In den alten 57 m tiefen Sickerwasserzentralschacht wurde ein Inliner eingezogen und während der Sanierung der alte Luttenschacht zurück gebaut.
Die Sanierung der Drainageleitung im Bauabschnitt II der ehemaligen Hausmülldeponie wurde Ende August 2016 vollständig abgeschlossen. Durch die erfolgreiche Sanierung des Sickerwasserzentralschachtes und der 350 m langen Drainageleitungen im BA II ist zukünftig die ordnungsgemäße automatische Sickerwasserableitung aus der ehemaligen Hausmülldeponie Morgenstern sichergestellt.
Bau der Oberflächenabdichtung
Mit der Baumaßnahme wurde bereits im März 2017 begonnen, nachdem alle notwendigen Genehmigungen vorlagen. Die Maßnahme konnte aufgrund der günstigen Wetterlage 2018 gut vorangetrieben werden. Mittlerweile sind 100 % der Deponie abgedichtet. Die Oberflächenabdichtung wurde im November 2021 fertiggestellt. Für die Jahre 2022 und 2023 obliegt der Baufirma noch die Pflicht zur Pflege der Deponie. Ab 2024 werden die KreisWirtschaftsBetriebe Goslar diese Aufgabe übernehmen. Unterstützung hierbei leistet schon jetzt eine Schäferfamilie, welche die begrünten Flächen beweidet. Dies ist auch für die Oberflächenabdichtung sehr vorteilhaft, da der Bewuchs so vielfältiger wird und Bodenerosion vorgebeugt werden kann.
Weitere Sanierungsmaßnahmen sind für die Stilllegung der ehemaligen Hausmüll- und Bauschuttdeponie Morgenstern nicht erforderlich. Die Gesamtkosten für die Stilllegung der Gesamtdeponie Morgenstern belaufen sich auf ca. 20,5 Mio. Euro.
Altlast Florentz:
Tiefenbohrung auf die Verbindungsstrecke
Am 28.01.2019 wurde die 200 m tiefe Bohrung auf die Verbindungsstrecke zwischen den Gruben Morgenstern und Fortuna erfolgreich heruntergebracht. Ein provisorischer Ausbau mit einem Edelstahlfilter sowie einem PVC-Tubingstrang ist in das Bohrloch eingebracht worden. Es haben bereits erste Untersuchungen der Brunnenluft und des Wassers in der Verbindungsstrecke stattgefunden. Zunächst wurde eine Schöpfprobe entnommen. Diese wies jedoch einen starken Einfluss durch die Bohrung auf (z.B. Schmiermittel). Als nächster Schritt wurde eine Low-Flow Probenahme aus verschiedenen Tiefen in der Verbindungsstrecke und dem Brunnenrohr durchgeführt. Um die Ergebnisse zu verifizieren fand weiterhin eine Pumpprobenahme mit größerer Entnahmemenge statt. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass das Wasser in der Verbindungsstrecke nur geringe Spuren der Altlast Florentz (Lösemittelrückstände wie Vynilchlorid) und der Hausmülldeponie Morgenstern (Bor und Ammonium) aufweist. Zudem lieferten die Low-Flow Probenahme sowie die größer angelegte Pumpprobe sehr ähnliche Ergebnisse. Neben den chemischen Untersuchungen hat es zudem eine erste Messung der Fließgeschwindigkeit mit dem Phrealog Verfahren gegeben. Weiterhin hat die Firma Socon eine Sonarhohlraumvermessung durchgeführt. Diese lieferte einen guten Eindruck über die Ist-Situation in der Verbindungsstrecke. Mithilfe einer Kamerabefahrung konnte schließlich ein detaillierterer über den Zustand der Strecke am Bohrpunkt gewonnen werden. Kurioserweise wurde mit der Bohrung ein Förderzug aus alten Erzloren angetroffen und durchbohrt. Die Messstelle ist mittlerweile Teil des Monitoringprogrammes und zeigt weiterhin sehr geringe Belastungen an.
Weitere Erkundungsbohrungen
Um weitere Erkenntnisse zur Schadstoffausbreitung und zu hydraulischen Verhältnissen im Nebengestein der Grube Morgenstern zu gewinnen, wurden 2016 drei Bohrungen im Umfeld der Deponie abgeteuft und zu Grundwassermessstellen ausgebaut.
Sanierungsuntersuchungen GWM Sohle 2
Als Sohle bezeichnet man im Bergbau ein Höhenniveau (eine meist horizontale Ebene) eines Bergwerks, auf dem Grubenbaue aufgefahren sind. Die in der Sohle 2 befindlichen Schadstoffe werden über eine Messstelle (GWM Sohle 2) in regelmäßigen Abständen abgepumpt.
2015 wurden Sanierungsuntersuchungen mit einer geringen Phasenfördermenge
(Phase = Schadstoffgemisch, welches auf dem Grundwasser aufschwimmt) von ca. 30 l täglich durchgeführt. Ein größerer Pumpversuch an der Sohle wurde nicht durchgeführt, da die Gefahr besteht, dass sich das System gravierend ändert und große Mengen an Schadstoffen mobilisiert werden könnten. Zudem können die Auswirkungen auf die Statik des Grubengebäudes nicht abgeschätzt werden.
Die geringe Phasenentnahme ist momentan aufgrund der Betriebsflächensanierung noch ausgesetzt. Sie soll im Frühjahr 2024 fortgesetzt werden.
Pumpensteigleitungen Schachthalle
Steigleitungen wurden früher im untertägigen Bergbau als Versorgungsleitungen für z. B. Wasser, Strom oder Luft genutzt.
Im Mai 2016 wurden die Steigleitungen mittels Lufthebeverfahren erkundet. Bei einem Lufthebeverfahren wird das Schadstoffgemisch mit Hilfe von Luft (pneumatisch) an die Oberfläche transportiert. Es wurde jeweils eine Tiefe von 27 m bzw. 29 m u. GOK erreicht. Darunter folgte eine sperrende, feste Schicht (verfestigte Sedimente), sodass die Steigleitungen nicht weiter zugänglich sind.
Der Flüssigkeitsstand in den Pumpensteigleitungen wird weiterhin regelmäßig kontrolliert, um den Anstieg z. B. bei Starkregen genau beobachten zu können. Diese Überwachung ist erforderlich, damit unkontrollierte Austritte von Schadstoffen im Bereich der Schachthalle verhindert werden können.
Die Schachthalle wurde zu Beginn der Fassfundsanierung abgerissen, um eine größere Baufreiheit zu gewährleisten. Die Steigleitungen wurden mit einer eigenen Einhausung gesichert.
Fassfunde im Randbereich der Deponie
Im Rahmen des Baus der Oberflächenabdichtung Morgenstern wurden bei Kanalbauarbeiten bis dahin unbekannte kontaminierte Leitungen sowie alte Fässer, die größtenteils mit florentztypischen Stoffen gefüllt sind, gefunden. Durch die Folgeerkundungsmaßnahmen wurden weitere Fässer im Randbereich der Deponie, unterhalb der Basisabdichtung aufgefunden. Die Fassfundbereiche wurden als Sofortmaßnahme oberflächlich durch eine Folienabdichtung gegen einfließendes Oberflächenwasser gesichert.
Die Sanierungsplanung für die Sanierungsmaßnahme zur Bergung der Fässer in Zone 4 gemäß Szenario 3 der Machbarkeitsstudie von IABG wurde an die Fa. Umtec mbB vergeben. Der Sanierungsplan wurde am 18.07.2019 für verbindlich erklärt. Ende 2019 wurde die alte Schachthalle abgerissen, um eine Stellfläche für die mit kontaminiertem Material befüllten Container zu errichten. Der Beginn der Sanierungsmaßnahme zur Bergung der Fässer war Mitte Januar 2020. Die Maßnahme konnte im Dezember 2020 abgeschlossen werden. Die Zone 4 wurde vollständig beräumt. Insgesamt wurden 2.330 Tonnen Material ausgehoben und entsorgt. Dies entspricht beinahe genau den im Sanierungsplan angenommenen Massen. 256 der Spezialcontainer wurden befüllt und zu den entsprechenden Entsorgungseinrichtungen transportiert. Im Aushubmaterial konnten 332 Fässer bzw. Fassreste separiert werden. Diese enorme Anzahl überstieg die Erwartung der meisten Projektbeteiligten. Vor diesem Hintergrund kann sicherlich von einer sehr erfolgreichen Maßnahme gesprochen werden.
Die Gesamtkosten für die Gutachterliche Begleitung, die Bautätigkeiten und die Entsorgung belaufen sich auf 3,04 Millionen Euro.
Sanierung des Betriebsgrundstückes
In den vergangenen Jahren wurden das Betriebsgrundstück und die Steigleitungen in der Schachthalle abschließend erkundet. Kontaminationen sind verbreitet vorhanden, von denen jedoch keine akute Gefahr ausgeht und die keiner sofortigen Sanierungsmaßnahme bedürfen.
Ursprünglich war geplant die Sanierung des Betriebsgeländes 2021 zu beginnen. Aufgrund der sich aufwändiger gestalteten Fassfundsanierung hat sich zunächst die Fertigstellung der Oberflächenabdichtung nach hinten verschoben. Diese ist mittlerweile fertiggestellt. Da sich die Sanierung des Betriebsgeländes an diese Maßnahme anschließt kam es auch hier zu einer zeitlichen Verzögerung. Da die Arbeiten zu großen Teilen nicht im Winter durchgeführt werden können hat sich der Start der Maßnahme in den Sommer 2022 verschoben. Um die kontaminierte Fläche zu sichern wurde eine Kombination aus Horizontaldichtung und Vertikaldichtung hergestellt. Dadurch wird das Durchströmen durch Grundwasser unterbunden. Der betroffene Teil des Betriebsgeländes wurde in der Horizontalen mit einer Kunststoffdichtungsbahn gedichtet. Darüber wurde eine schwerlastfähige Asphaltfläche hergestellt, die im Anschluss durch die Kreiswirtschaftsbetriebe Goslar als Lagerfläche für Container und Müllbehälter genutzt wird. In der Vertikalen Ebene wird eine Einphasendichtwand hergestellt, die bis in den natürlich anstehenden Ton reicht. Die Maßnahme wurde bis auf geringfügige Restarbeiten 2023 abgeschlossen. Die Kosten der Maßnahme belaufen sich auf ca. 2,3 Mio. €.
Weitere Maßnahmen am Standort
Neben der Sanierung des Betriebsgeländes werden parallel weitere Untersuchungsmaßnahmen für den Gesamtstandort Morgenstern/Florentz geplant und durchgeführt. Im September 2023 wurde ein Auffüllversuch in der Messstelle Fortuna durchgeführt. Durch den Versuch wird derzeit ermittelt, wie viel Wasser durch die Verbindungsstrecke Morgenstern-Fortuna abfließt. Diese Kenngröße ist eine zentrale Komponente für die Gefährdungsabschätzung des Standortes. Zusätzlich sollen noch in diesem Jahr zwei weitere Grundwassermessstellen im Osten der Deponie errichtet werden, um das Überwachungsnetz zu verdichten. Mit der Planung ist bereits die HGN Beratungsgesellschaft mbH, Nordhausen beauftragt.
Wenn die Ergebnisse des Auffüllversuchs und der beiden neuen Messstellen vorliegen, muss eine abschließende Gefährdungsabschätzung durchgeführt werden, um den weiteren Umgang mit dem Gesamtstandort Morgenstern zu ermitteln. Nach jetziger Einschätzung gehen wir davon aus, dass das umfangreiche Monitoring fortgeführt werden muss.
Stand Februar 2024